Dienstag, 25. März 2008

ein Samstag





Ich geb zu, ein wenig aus dem Trott gekommen zu sein. Zunächst einmal hat die Ameisengroßfamilie in Ansgars Laptop die Herrschaft übernommen und dann war es gar nicht so einfach, wieder mit dem Schreiben anzufangen – wie man sieht. Es ist ganz bestimmt nicht so, dass es hier nichts zu berichten gebe, wobei die Verwunderung, das Staunen vom vergangenen Indienaufenthalt schlicht verflogen ist. Ich wusste was mich hier erwartet, die Welt ist nicht mehr unbegreiflich und unbekannt. Die Zeichnungen unten in dem Blog fassen recht gut einige Unterschiede zusammen, ein wichtiger ist das Lächeln der Menschen, die Unbekümmertheit wenn das Wetter, so wie gerade jetzt, nicht so besonders ist. Es regnet, aber natürlich wird es hier niemals kalt. Das wirklich negative am Regen ist die schwüle Hitze danach, die einen erst recht schwitzen lässt. Wenn ich also aus dem klimatisierten Büro heraustrete und einmal um ein wenig Luft und Licht zu bekommen um den Block wandere, hält nur mein Unterhemd mein Hemd davon ab, schweißgetränkt die Farbe zu verändern. Und das ist erst der Frühling.

Am vergangenen Wochenende wachte ich nach einer langen „arabian night“ im Park Hotel – die Photos mit Turban folgen ganz bald –, überlegte wie man sich erholen könnte, verabredete mich mit Thomas, wir setzten uns erst einmal auf seinen Balkon, hoben drei Gewichte hoch, befanden diese als zu schwer und beschlossen also, mit dem Auto ein wenig durch die Stadt zu fahren. Die Hauptverkehrsader ist die „Old name Mount Road, New Name Anna Salai“. Man kreuzt die G.N. Chetty Road bestimmt irgendwo, Catherdral Road und die Nungambakkam High Road. Die G.N. Chetty erkennt man an der Fahrbahnabgrenzung an der Mitte und an dem Residency Hotel, Peninsula Hotel, der Handelskammer, dem Barista Kaffe und den Panasonic und Sony Show Room. Solche Landmarks muss man in der gesamten Stadt sammeln, weil sich auf den ersten und auch zweiten Blick viel zu Vieles ähnelt. An der Anna Salai ist das große Spencer’s Plaza Einkaufszentrum mit etlichen Rikshaws davor, die Straße hat je drei Spuren, also etwa acht indische Spuren in jede Richtung. Besonders sind die Fahrbahnmarkierungen, die keineswegs üblich sind. Wir starten also bei Thomas in Royapettah (Landmark ADMK buildin, was auch immer das ist), fahren die Kathedrale Road hoch, da ist ein Flyover , die Zara’s Bar und ein Restaurantkomplex. Wir biegen rechts auf die Anna Salai, gerade aus beginnt die Nungambakkam High Road, das erkennt man am Park Hotel vom vergangenen Abend, der Kopf brummt und man lächelt innerlich über die dortigen Geschehnisse. Wir passieren Spencers Plaza und fahren einfach mal weiter geradeaus in Richtung der Stadtteile Parrys und George Town, wo sich alte britische Bahnhöfe und Gerichte befinden. Die Häuser liegen nun enger beeinander, das Beige und Grau der Häuserfassaden und der „Gehwege“ überwiegen die farbenfrohen Sarees, die scheinbar an jedem freien Ort aufgehängt sind. Die Häuser sind mehrstöckig, erscheinen verfallen, verwaschen, die Anzahl der neuen Spiegelglasfassaden verringert sich, während die Anzahl der Menschen auf den Straßen stetig zunimmt. Auf der CD im Auto läuft „Creep“ von Radiohead, der fromme Wunsch speziell zu sein ist hier ganz klar wahr geworden. Der dazugehörige Engel lässt sich hier bestimmt finden. An den Straßenrändern häufen sich die kleinen „Straßenstände“, bunte Tücher sind über Absperrplanken gehängt, Obst wird vom Fußboden verkauft, ganze Straßen sind von kleinen Ständen durchzogen, Lastenfahrräder wohin das Auge blickt, die Kleidung der Menschen einfach, die harte Arbeit und die Armut steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Essensdüfte wechseln sich mit grausamen Gestank ab und bestätigen diesen Verdacht. Der Fahrer von einem Freund steigt aus Angst vor den Menschen nördlich von Parrys nicht mehr aus dem Auto. Die Türen verriegeln ohnehin automatisch. Wir kommen geradezu an den Strand, biegen rechts, also Richtung Süden, ab. Der Strand hier soll einer der längsten (Stadt?)-Strände der Welt sein, nennt sich im Norden Marina Beach und dann weiter im Süden Besant Nagar oder auch Elliot‘s Beach. Zunächst kommen wir an dem Ort vorbei, an dem wir ab und zu morgens um sieben joggen waren, ein etwas seltsamer Leuchtturm, den ich noch fuer Hans fotografieren muss. Eine riesige weisse Polizeizentrale steht direkt an der Kuestenstrasse, die glanzvoller als das Weisse Haus wirkt. Weiter suedlich sehen die Haeuser schlichter aus, grau, verwaschen, leicht verkommen. Wieder haengen Tuecher aus den Fenstern und viel Regsamkeit ist auf den Strassen. Es wird grauer und grauer, es riecht nach Fisch, die Holzboote der Fischer liegen links am Strand, etliche Netze sind haufenweise ueber den Strand verteilt, an der Promenade sind kleiner Huetten und Staende aufgebaut und Frauen und Maenner verkaufen Fische, Krabben, und Krebse. Wir aergern uns, dass wir so wenig von Fisch verstehen, sind uns aber einig, dass man mit Oel und Fisch Masala, der ueblichen Fisch-Gewuerzmischung aus dem Supermarkt eigentlich wenig falsch machen koennte. Rechts von der Strasse sind die Haeuser vom Tsunami gezeichnet. Einige sind nicht mehr da, ein paar andere Haeuser hat die Regierung aufstellen lassen fuer die Fischer, aber wer lagert schon im dritten Stock Fisch und kann ihn dort verkaufen – also sind neue Huetten entstanden, aus Stroh und Plastiktueten. So sieht es zumindest aus. Ganz hier in der Naehe war ich mir Vasu, dem Ehemann von meiner Arbeitskollegin in zwei Schulen zu Besuch – da hiess es, dass diese Kinder aus ganz armen Fischer- und Rikshawfahrerfamilien kommen. Jetzt kann ich das oertlich zuordnen. Zwanzig Frauen sitzen zwischen zwei Haeuseruinen mit gegenseitig ineinander verwinkelten Beinen im Kreis und spielen etwas. Sowas haben wir schon in Andhra Pradesh gesehen. Die Kinder rennen durch die Gegend, spielen fangen, Cricket oder Federball. Die Gegend sieht arm, aber alles andere als gefaehrlich aus – beinahe freundlich, ganz sicher faszinierend. Steigt man dort aus, wird man schneller umringt sein, als man sich versehen kann – allerdings nicht von Raeubern, sondern von Kindern als auch von Erwachsenen, die sich freuen oder wundern, dass man sich hierher verirrt hat. Vasu erzaehlt mir spaeter von mafioesen Strukturen, die von der Polizei aber gerne dort gelassen wird, weil sie unter sich bleibt und gegenseitig erlegt. Das ist die Kurzform der Geschichte, ganz sicher ist aber diese Kriminalitaet kaum gefaehrlich fuer den weissen Besucher. Ueberhaupt ist der Respekt der Menschen hier vor dem weissen Auslaender unbeschreiblich gross. Das gilt natuerlich nur grundsaetzlich und nicht allgemein – zumindet erschuettert die Zeitungen seit Wochen eine Vergewaltigungs- und Mordgeschichte eines 15-jaehrigen britischen Maedchens in Goa in die erst Soehne von Politikern und Polizisten und dann drogenabhaengige Postugiesen verwickelt sein sollen. Richtig erscheint dabie lediglich die Kritik an der Mutter, die ihre Tochter allein liess und selbst im Sueden Urlaub machte. Ebenso stimmt ganz sicher die Kritik der Mutter an Polizei und Politik. Zum Glueck steckt man da nicht drin. Seit Wochen warte ich auf die Berichterstattung auf Spiegel Online oder anderen deutschen Medien – habe das aber entweder verpasst oder uebersehen.

Der Weg fuehrt uns weiter in den Sueden, einige Villen zieren die Promenadenstrasse, vieles ist hinter Mauern versteckt und die Promenadenstrasse bringt uns schliesslich weiter ins Innere der Stadt. Dort suchen wir etwas laenger nach einem Geschaeft, fuer das wir Gutscheine haben, fahren durch jede Menge bekannte Orte und sind trotzdem wieder im Nirgendwo, so dass man anhaelt und sich nach dem Weg erkundigt, wieder anhaelt und nach dem Weg fragt und die Prozedur wiederholt. Alleine diese Vorgaenge bringen einen dazu, die Schuechternheit abzulegen, mit Menschen zu sprechen – das ist hier schlicht unumgaenglich. Und auch eine der schoenen Seiten. So wie die Kinder, die sich freuen, deine Hand zu schuetteln, die skeptischen Blicke von Frauen und Maennern, die sich in ein Laecheln verwandeln, wenn du ihnen selbst eines schenkst. Ich verzichte auf weitere Klischees. Das ist jedenfalls ein ganz schoener, einfacher und alltaeglicher Samstag, auf den erst der Samstagabend folgte und dem die Freitagnacht voran ging. Ich meld mich bald wieder.

Mittwoch, 19. März 2008

Bilderfreunde


Fuer die Bilderfreunde... Eurpaeer-Asiaten Klischees

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Opinion


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(by Liu Young)