Freitag, 15. Februar 2008

Mittwoch, 13. Februar 2008

Ma kurz dies

Die Zusammenfassungen fallen mir schwerer. Das Leben ist natürlich noch immer faszinierend und es ist schade, dass ich nicht mit alle Eindrücke auf Bildern oder Videos einfangen kann. Gestern abend, leider also an einem Montag, wurden wir von einer Inderin nach Hause eingeladen, gleich in der Nähe meines Büros in Alwarpet, Abhiramapuram, nahe der Police Station. Dort angekommen fanden sich auch zwei Freunde von uns ein, die Gastgeberin war noch nicht da, dafür aber ein riesiger schwarz-weißer Hund, bei derem Anblick Ansgar nicht nur zum Spaß, sondern sehr wohl mit gutem Grund fragte, ob das eine Kuh oder ein Hund sei. Das Vieh freute sich jedenfalls Freunde zum Spielen zu gefunden zu haben und rannte einem nach dem anderen von uns um. Kein Wunder bei glatten 75 Kilogramm. Nun denn, als die Gastgeberin ankam stellte sich heraus, dass das ihre Kuh war, sie wurde brav weggeschlossen, weil dem ein oder anderen Gast diese Kuh nicht heilig und auch nicht geheuer war, es ging in den ersten Stock des Hauses, in einen Raum bei dem zwei Seitenwände rein aus Glas bestanden, eine große Bar die eine Seite zierte, elegante Hocker, jede Menge Sitz- und Liegesofas, die Decke ein Stück heruntergelassen, in den Einlassungen Deckenstrahler in vier verschiedenen Farben die 15minütig wechseln, ein Kellner stand auch bereit hinter der Bar, der uns mit Black- oder Blue-Label und dann doch lieber mit Bier und Chips versorgte. Durch eine weiteres breites Fenster konnte man aus der Bar galant in Madames Schlafzimmer blicken, hinter einer anderen Wand zeigte sich eine schöne hölzern verzierte Treppe, die in den zweiten Stock führte. Etwa 15 Leute saßen endlich beisammen, aßen, rauchten, tranken, hörten Musik, feierten in einen Geburtstag hinein. Auf der Rückfahrt im eigenen Auto fragte Ansgar, ob sich ich da etwas auf der Straße sehen würde, ich antwortete, ob er den Typ, der halb in dem Müllcontainer steckte und darin wühlte meine, und ja, da trafen sich zumindest Frage und Antwort. Ich könnt jetzt wieder die Geschichte über die extremen Gegensätze in Indien ausgraben, aber zu diesem Thema braucht man nicht einmal ein derartiges Beispiel. Dafür reicht es aus, sich in einer westlich eingerichteten, sauberen Wohnung zu befinden, aus der Wohnungstür herauszutreten, den armen freundlichen etwa 70jährigen Watchman zu grüßen, sich das Ehepaar in seinem kaum besuchten Minisupermarkt gegenüber unserer Wohnung anzusehen und die Straße herunter die Sonntagversammlung dreier knochig dürre Watchmen zu betrachten, die um ein Radio herum auf dem Boden sitzen und der Berichterstattung von Cricket-Spielen gespannt folgt. Den Bügelmann mit seinem Ministand auf Fahrradreifen und mit dem Steinkohlebügeleisen darf man natürlich nicht vergessen. An der Hauptstraße angekommen stehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite einige Rikshaws, die Fahrer sitzen daneben und reden, reden und reden. Stehende Rikshaws sind teurer als fahrende, daher ignoriere ich diese mittlerweile und sie mich eben auch. Links am Straßenrand ist ein kleiner Tabakstand, der aber auch diverse frittierte Teigprodukte verkauft, die Ansgar sogar ohne gesundheitliche Beschwerden schon einmal gegessen hat. Daneben ein ähnlich aussehender Stand, ebenso auf Fahrradrädern, der putzt und repariert darin Schuhe. Man kann diesen Weg mit etlichen Unterbrechungen auf dem Gehweg laufen. Gehwege sind aber wegen des Monsun recht hoch und bei jeder Einfahrt ist es dann so, als müsst man erst zwei Treppenstufen abwärts und dann wieder aufwärts steigen. Dazu kommt, dass viele Straßen noch überhaupt keine Gehwege haben. So zum Beispiel in unserer Straße. Da kam dann aber diese Woche eine Gruppe Inder mit ihren Frauen und haben schon einmal einen kleinen Graben ausgehoben, da werden dann wohl demnächst Steine raufgesetzt werden. Die Art und Weise, wie hier gebaut wird, ist auf jeden Fall interessant. Man kann das gut von unserem vergitterten Balkon aus sehen. Gestern früh sah uns dann auch eine Frau von unten, einen Korb auf ihrem Kopf tragend und darin ein riesiger Fisch. Immer wieder auf den Fisch zeigend, wollte sie uns das Ding scheinbar verkaufen und es ist wohl auch absolut üblich, dass Fräulein mit reinkommt, das Ding ausnimmt und dann kocht oder frittiert. Vielleicht braucht man das nicht unbedingt zum Frühstück, aber wie lang braucht man sonst, bis eine Frau das endlich für einen macht? Und dann noch frischen Fisch?

Samstag, 2. Februar 2008

1. Monat

Gar nicht so leicht, Euch auf dem Laufenden zu halten. Schön, dass ich beginne, auf Englisch zu zählen, schade, dass mein Bruder am Telefon zu lachen beginnt, wegen meines vermeintlichen indischen Akzents im Englischen. Nur beispielshaft sei gesagt, dass die Sätze “tahli, you have?“ oder „mahalingapuram, you know?“ vollkommen alltäglich geworden sind. Ebenso ist es mit den Umgangsformen: als sich heute eine Arbeitskollegin von einer toten Ameise im Kaffee gestört fühlte, unser tägliches Kaffee-Kontingent allerdings durch Wertmarken wie noch in der Grundschule begrenzt ist, erbarmte ich mich, den Versuch zu wagen, einen neuen Kaffee ohne Wertmarke zu bekommen. Das geht so: (freundlich) „Hi“. Dann aber bestimmend: „You see, ant. Ant. You give me new coffee. Coffee, give me. Thank you”. Das mag einem Ausländer jetzt unfreundlich vorkommen, aber die Umgangsformen sind hier ein wenig anders. Wenn es Parin zum Beispiel im Café zu warm wurde, kam ihm nur das Wort „fan“ (Ventilator) über die Lippen und anschließend für mich die Erklärung, dass in Indien dieser ganze Danke- und Bitte-Kram nicht stattfinde. Das war nicht einmal eine Ausrede und so werden die glatten Amerikaner mit ihren fürchterlichen „I`d appreciate it“ hier äußerst skeptisch wahrgenommen. Meine Theorie lautet bisher ohnehin, dass ich mich mit einzelnen Wörtern auf der Straße zu verständigen versuche. Sollte in Ausnahmefällen jemand ganze Sätze verstehen, gehe ich dann zu „Mahalingapuram, which direction?“ über. Sätze wie „Good evening Sir, would you be so kind and explain me the way to Mahalingapuram“ irritieren wesentlich mehr, als dass sie helfen. Immer häufiger verwundert es mich, wenn Menschen schwärmen, dass man mit der englischen Sprache hier so herrlich voran käme. In Mumbai sicherlich ein wenig mehr als in Chennai. Das schadet ja auch nicht sonderlich, da sich die Kommunikation auf der Straße sowieso auf Orte und Essen beschränkt. Schön ist es ohnehin, an den Alltagsgesprächen der Passanten nicht teilhaben zu müssen, und es macht auf der anderen Seite jede Unterhaltung auf eine gewisse Art interessant. Zu den kulturellen Unterschieden noch das Folgende: wenn ich nach Feierabend in der Dunkelheit (die allerdings schon gegen halb sechs eintritt) das Büro verlasse, mich in eine Rikshah setz und für ein paar Kilometer Heimweg eine knappe Dreiviertelstunde durch die lebendigen, bunten, aufregenden Straßen brauche, dann erwarten mich nicht selten mein Mitbewohner (nicht Ansgar, hier gibts noch ein paar mehr Deutsche in der WG) mit seiner indischen Freundin auf dem Sofa. Die kulturellen Unterschiede zeigen sich dann darin, dass er durch die Gegend geschickt wird, um ihr Wasser holen oder Essen zu besorgen. Oder ihm wird aufgegeben, nicht zu rauchen, sondern bei ihm sitzen zu bleiben. Sie steht auch gerne einmal auf und wechselt dann ohne vorher zu fragen, den Fernsehsender. Das Ganze ohne Danke und Bitte. Die Wärme und Herzlichkeit zeigt sie ganz anders. Sie ruft dann an, bevor sie ihr Haus verlässt und bespricht mit ihm, was sie zu Essen mitbringt. Dann kommt sie hier an, befiehlt, dass ihr Teller und Gläser zu bringen sind und dann verteilt sie vollkommen ungleich, nämlich zu seinen Gunsten, das Essen auf dem Teller. Während ich mich mit einer halben Portion Chicken fried rice mit ebenso vielen grünen Chillies herumschlage, bekommt er zu seinem Teller voll Reis auch noch Nachschlag. „This is for you, you need to eat more“ lautet dann ihr liebevoller Befehl. Die fritierten Hühnerteile werden ebenso ungerecht mit ihrer rechten Hand zerrissen und auf unseren Tellern verteilt. Wenn er nach dem Essen darum bittet, ob sie ihm nun doch Arme, Beine, Rücken und Nacken wegen des Sonnenbrandes eincremt, tut sie das eingiebig während wir Fußball gucken, und zwar ohne Wenn und Aber. Insoweit kann man sich in Etwa vorstellen, wie unterschiedlich Gefühle und Wärme gezeigt werden. Ich denke nicht, dass es da ein Weniger oder ein Mehr an Gefühlen auszumachen ist, vielmehr muss man wohl damit umgehen lernen, dass man schon im relativ jungen Alter von seiner Alten durch die Gegend gescheucht wird. Oder einfach, dass man es ziemlich deutlich merkt. Der große Unterschied liegt darin, dass man nicht etwa höflich um einen Gefallen gebeten oder gefragt wird, sondern dass die Entscheidung, dass man etwas Bestimmtes zu tun hat, offensichtlich bereits feststand, bevor man davon erfuhr. Lustig zu betrachten ist es auf jeden Fall.

Auf dem heutigen Heimweg bot mir eine Arbeitskollegin an, mich in der Nähe meines Zuhauses abzusetzen. Ihre Eltern holten sie ab, wir setzten uns in einen kleinen Suzuki Maruti 800 mit Klimaanlage, Papa war nur schwer zu verstehen, Mama hatte etliche Fragen und bevor Papa losfahren durfte, wurde mir eine Gemüsesuppe angeboten, die ich vor lauter Irritation aber ablehnte. Also musste ich also unendlich viele Kekse und eine Orange in mich reinstopfen, bevor ich dann eine gute halbe Stunde später und knapp einen Kilometer vor meinem Zuhause entfernt in irgendeiner quicklebendigen stickigen Straße abgesetzt wurde. Der Heimweg führte dann an Baustellen inmitten des Feierabendverkehrs vorbei, neue riesige Einkaufszentren entstehen, zwei Flyover werden dort gerade gebaut, kleine Läden, die Jeans, Motoradhelme oder Gemüse verkaufen befinden sich links und rechts. Zuhause angekommen wird der Fan eigenhändig angeschaltet, ebenso der Fernseher, „the mask“ läuft gerade und gleich geht es zum Abschied von Hudson, dem Referendar aus meiner guten alten Handelskammer – den neuen Referendar darf man sich heute auch schon angucken.


Nur eine Empfehlung, den Link schickte mir grad mein Teamleiter, die Musik ist tamilisch, die Tamilen in meiner Firma lagen am Boden vor Lachen....

http://www.youtube.com/watch?v=uYwS9k1ZexY