Mittwoch, 1. Oktober 2008

Nach langer Zeit








Nach langer Zeit schreibe ich wieder. Nicht, dass ich die ganze Zeit nicht geschrieben haette, aber einer meiner lieben Brueder hat sich bei Zeiten darueber beschwert, dass hier doch zu persoennliche Dinge stuenden. Ich glaub ihm das natuerlich, schliesslich ist er ja viel groesser als ich - problematisch ist allein, dass sich so wenig berichten laesst, wenn es nicht persoenlich ist. Nun denn. Ob man im Mai oder im Oktober schreibt, macht keinen besonderen Unterschied, das Wetter ist schlicht heiss, der Monsun findet einmal mehr nicht so recht statt und ist vielleicht einfach nur ein Maerchen, dass die Auslaender vom Leben hier abschrecken soll. Ab und zu schuettet es, wie ich es noch nie (seit 2006) gesehen habe, aber das dauert dann nur ein paar Stunden an. Na gut, die Zeitung hat berichtet, dass weiter oben in Indien 500k Menschen ohne Dach leben, nicht etwa weil es so ueblich ist wie in Mumbai, sondern weil eben Haeuser etc einfach weggeschwemmt wurden. Dies ebenso unbemerkt von der Weltpresse, wie diverse Bombenattentate in Delhi und was weiss ich wo noch alles. Vorgestern haben sich 147 indische Muslime aus Panik totgetrampelt, zumindest in der deutschen Onlinepresse findet sich kein Wort dazu. Das macht eventuell ein wenig stutzig, weil man wohl gar nicht erst wissen will, was in denjenigen Laendern los ist, in denen es noch groessere Probleme, als in Indien gibt. Ist aber vermutlich ein alter Hut.

Was das Leben hier angeht, hat sich nicht viel veraendert. Ich verbringe meine Zeit mit meinen Freunden, wir entdecken immer neue Teile der Stadt, lernen immer mehr Leute kennen, teilweise nervt der Smalltalk mit den neuen Expats, die hierher kommen, da die Beantwortung der Fragen, wie man heisst, was man macht, wie lange man hier ist, einfach keinen Spass macht. Insofern hat sich eine grosse Gemeinschaft gefunden, bestehend aus Deutschen, Indern, Schweden und und und... so geht das Woche fuer Woche, Feiern innerhalb der Woche und ebensolche am Wochenende finden statt und trotz all der Beschraenkungen gibt es mehr Moeglicheiten, etwas zu unternehmen als in Hamburg. Vielleicht einfach auch deswegen, weil der Mangel an Gelegenheit die Leute mehr zusammenschweisst, alle Neuankoemmlinge gleich eingebunden werden waehrend ebenso viele Chennai in regelmaessigen Abstaenden wieder verlassen. Nur zum Beispiel stand am Montag eine Auslaenderparty im Rain Tree Hotel an, am Mittwoch ein Empfang in der Botschaft zum verfruehten Tag der deutschen Einheit, heute in Ghandis Geburtstag und deswegen frei und morgen Abend wird das Oktoberfest im Taj Coromandel zelebriert. Insofern steht weniger Langeweile als viel eher wenig Zeit zur Erholung an und so kommt es nicht selten vor, dass man seinen Freunden Ausreden unterbreiten muss, um zu erklaeren, warum man den Tag der deutschen Einheit nicht mit ihnen feiert. "Sorry, ich war total lange im Buero und ich dachte, das ist ein offizieller Empfang und dann haett ich ja noch nach Hause gemusst, um mich fein zu machen, naja und dann war es schon so spaet - weisst schon". Das klappt auch meisstens, kommt aber immer wieder auf einen zurueck, vor Allem wenn man das hier schreibt. Auf denne!

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